Donnerstag, 7. Mai 2015

Dinosaurier-Jäger aus Bayern: Ernst Stromer von Reichenbach



Dinosaurier-Forscher Ernst Stromer von Reichenbach - Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Nürnberg / München (dinosaurier-welt) - Der deutsche Paläontologe Ernst Stromer von Reichenbach, geboren am 12. Juni 1871 in Nürnberg, gestorben am 18. Dezember 1952 in Erlangen, gilt als einer der bedeutendsten Dinosaurier-Forscher der Welt. Im Internet wird er auf der amerikanischen Homepage "The Top Palaeontologists and Dinosaur Hunters oft All Time" als einer der größten "Dinosaurier-Jäger aller Zeiten" gewürdigt. In dem Buch "Deutschland in der Urzeit" des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst steht er unter den "Pionieren der Paläontologie".

Ernst Stromer von Reichenbach machte sich um die Erforschung der Wirbeltiere verdient.
Er wirkte in Leiden/Holland (1897 Konservator an der Geologisch-Mineralogischen
Abteilung des Rijksmuseums) und in München (1901 Habilitation, 1908 außerordentlicher Professor, 1921 Honorarprofessor, 1928 Hauptkonservator und Abteilungsleiter sowie 1930 Abteilungsdirektor an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie).

Im Winter 1901/1902 kam Ernst Stromer von Reichenbach erstmals nach Ägypten. Weitere Ägypten-Expeditionen von Stromer folgten in den Wintern 1903/1904 und 1910/1911.

Zwischen 1911 und 1914 entdeckte das Grabungsteam von Ernst Stromer in der ägyptischen Baharije-Oase in der Sahara  fossile Reste von drei Raub-Dinosauriern: Bahariasaurus, Carcharodontosaurus und Spinosaurus. 1912 fand der für Stromer arbeitende österreichische Fossiliensammler Richard Markgraf neben einem Teilskelett des Raub-Dinosauriers Spinosaurus auch fossile Reste des pflanzenfressenden Elefantenfuß-Dinosauriers Aegyptosaurus. Stromer beschrieb 1915 erstmals wissenschaftlich Spinosaurus (Dornen-Echse), 1931 Carcharodontosaurus (wegen der Ähnlichkeit der Zähne mit denen des riesigen Haifisches Carcharodon), 1932 Aegyptosaurus (Ägyptische Echse) und 1934 Bahariasaurus (Echse aus Baharije).

Die Originalfunde der von Ernst Stromer von Reichenbach in Ägypten entdeckten Dinosaurier wurden während des Zweiten Weltkrieges im Frühjahr 1944 bei einem Luftangriff der Alliierten auf München zerstört. Der Leiter des Museums, in dem diese bedeutenden Fossilien aufbewahrt wurden, hatte Stromers Wunsch, diese Dinosaurier an einem sicheren Platz aufzubewahren, ignoriert.

2001 ehrte der amerikanische Doktorand Joshua Smith den deutschen Forscher Ernst Stromer von Reichenbach, indem er den – nach Argentinosaurus - weltweit zweitgrößten Dinosaurier als Paralitan stromeri ("Gezeiten-Riese") bezeichnete. Fossile Reste dieser nahezu 30 Meter langen und schätzungsweise bis zu 100 Tonnen schweren Art waren in Ägypten nahe der Fundstelle entdeckt worden, an der Aegyptosaurus geborgen wurde.

Ernst Stromer von Reichenbach gehörte einem Adelsgeschlecht an, das im Mittelalter zu den wichtigsten Patrizierfamilien der freien Reichsstadt Nürnberg gehörte. Einige Mitglieder der Familie Stromer (vorher auch Stromair oder Stromeyer) fungierten als "oberste Losunger" und Bürgermeister von Nürnberg. Die Familie war seit ihrer Einwanderung nach Nürnberg immer im "Inneren Rat" von Nürnberg vertreten. Ulman Stromer (1329-1407) schrieb das früheste Werk der Nürnberger Geschichtsschreibung und die erste Autobiographie des Mittelalters und gründete und betrieb die erste Papiermühle Deutschlands. Sein Halbbruder Peter Stromer erfand 1368 die Nadelwaldsaat. Ab 1754 gehörte der Familie Stromer das Schloss Grünsberg bei Altdorf in Mittelfranken. Der Leitspruch der Stromers lautet: "dum spiro, spero" – zu deutsch: "solange ich atme, hoffe ich".

Literatur zum Thema:
E-Book oder gedrucktes Taschenbuch „Der rätselhafte Spinosaurus.
Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach“
http://www.grin.com/de/e-book/299203/der-raetselhafte-spinosaurus